Effectuation als ein möglicher Ansatz für Change Projekte? Wir gehen der Sache auf den Grund!
Eine kurze Begriffs-Definition zu Effectuation hatte ich im ersten Beitrag dieser Blog-Reihe verfasst.
In der Blog-Reihe prüfe ich, ob oder in welcher Form sich der Ansatz für Change Projekte eignet. Um konkret zu werden, nutzen wir einen Change Prozess den wir in den letzten Monaten alle durchlebt haben und über den wir alle mitreden können: Die Pandemie! Es ist ein klassischer Veränderungsprozess, bei dem niemand so genau weiß, wo uns das Ganze hinführen wird.
Heute sehen wir uns Prinzip 3 "Umstände und Zufälle nutzen statt vermeiden" an. Ich kenne wenige Menschen, die sich selbst als innovativ bezeichnen würden - selbst Innovation Manager die ich kennenlernen durfte, sehen sich selbst nicht als innovativ oder kreativ an. Vielmehr ist ihre Aufgabe, unterschiedliche Menschen zusammenzubringen um Abläufe und Prozesse zu hinterfragen und Elemente aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen zu bringen um etwas Neues entstehen zu lassen. Also eigentlich einen Raum zu schaffen, in dem Innovation passieren kann.
Der amerikanische Schriftsteller und Journalist Ambrose Bierce (1842 - 1914) sagte einmal "Es gibt nichts Neues unter der Sonne, aber es gibt eine Menge alter Dinge, die wir nicht wissen." Das finde ich ein klasse Zitat! Es gibt alles schon irgendwie. Aber die Kombination von unterschiedlichen Komponenten aus verschiedenen Systemen ist die Innovation.
Was hat das nun mit dem Thema Umstände und Zufälle nutzen zu tun? Ganz einfach. Ich bin der Überzeugung, nur wenn ich nicht sturr nach Plan handle und Zufälle & Umstände soweit möglich vermeide gibt es die Chance für Innovation!
Aus meiner Erfahrung lohnt es sich in Change Projekten immer der Blick über den Tellerrand zu wagen. Nicht nur um Rollenvorbilder zu finden, sondern eben auch, um auf innovative Ideen zu kommen. Viele Innovationen - wie z.B. Kartoffelchips, Teebeutel oder Klettverschluss - sind tatsächlich zufällig entstanden: ein paar zufällige Innovationen ansehen.
Am Change Beispiel Corona gibt es eine Innovation, die sich walk & talk nennt und in vielen Firmen durchgesetzt hat. Sicher ging man auch vor Corona schon spazieren und unterhielt sich dabei am Telefon. Aber einen Spaziergang (privates Vergnügen und körperliche Betätigung) mit einem Telefongespräch unter Kollegen (geschäftlicher Austausch) zu verknüpfen und zu institutionalisieren war für viele neu. Gearbeitet wird am Schreibtisch! Dabei ist walk & talk sehr gut, um die Kolleg:innen und sich selbst in Bewegung zu bringen und etwas für die Gesundheit und das biologische Gleichgewicht zu tun. Ein Ansatz der ohne den Umstand Zeitnot durch ein erhöhtes Bedürfnis nach Austausch & Dialog gekoppelt mit fehlender Bewegung durch weggefallene Arbeitswege nie entstanden wäre.
Eine weitere Innovation, von denjenigen die sich kurzfristig keinen höhenverstellbaren Schreibtisch leisten konnten / wollten fand ich übrigens auch, das Bügelbrett als höhenverstellbaren Schreibtisch zu nutzen (mehr dazu hier). Hier waren der Umstand von Platz-/Geldnot und Rückenbeschwerden durch einen ungeeigneten Arbeitsplatz der Auslöser, radikal neu zu denken.
Fazit: Prinzip 3 der Effectuation ist aus meiner Sicht ein wichtiger Punkt, der Change Projekte am Laufen hält! Change löst erst einmal Chaos aus. Das bedeutet, man kann nicht alle Umstände planen und Zufälle vermeiden. Man kann nur das optimale Ergebnisse erzielen, indem man diese Zufälle und Umstände annimmt und nutzt. Ein Kunde von mir hat einmal gesagt, er sieht das ganze eher wie einen Tanz. Wenn ein Umstand auf ihn zuwirbelt, geht er in Führung und nimmt den Schwung mit in die Drehung. Das funktioniert viel besser, als in den Kampfmodus zu gehen und mit viel Energie zu versuchen, den Schwung aus der Sache zu nehmen. Sehr schönes Bild wie ich finde! :)
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