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Selbstbestimmt... erste Schritte um wieder ins Gleichgewicht zu kommen

Warum nicht nur unser Umfeld schuld ist, wenn wir uns ständig getrieben fühlen. Und wie wichtig ein klarer Blick auf uns selbst ist...


Vielen Dank an Kliempictures auf Pixabay für das Bild!

Ich habe vor einiger Zeit mein LinkedIn-Netzwerk befragt, ob die aktuellen Herausforderungen die ich in meinem Umfeld vermehrt beobachte auch für sie relevant sind.


Mit Abstand den meisten Zuspruch - mit 57% Zustimmung aller Teilnehmenden - erhielt die Herausforderung, sich ständig getrieben zu fühlen. Der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und mehr Einflussmöglichkeit im eigenen Leben ist groß.

Warum fällt es so vielen Menschen schwer, das Zepter des eigenen Lebens in die Hand zu nehmen?


Nun, ich kann aus meiner eigenen Erfahrung berichten: weil es nicht so einfach ist.

Ich möchte in diesem Beitrag für mehr Selbstfürsorge plädieren. Denn aus meiner Erfahrung ist die Selbstfürsorge ein erster Schritt in Richtung Selbstbestimmung. Nur wenn wir uns und unsere Bedürfnisse kennen und diese wichtig nehmen, können das auch andere tun.


Zu wenig Selbstfürsorge löst Stress aus


Nähern wir uns der Selbstfürsorge über eine wichtige "Volkskrankheit" in Deutschland: der psychischen Störung - immerhin mittlerweile auf Platz 3, gleich nach Erkrankungen unseres Skeletts / unserer Muskeln und unserem Atmungssystem. Als wichtigster Auslöser von psychischen Störungen wird langandauernder Stress aufgeführt. Eine Studie der pronova BKK sagt, dass 87% der Menschen in Deutschland sich gestresst fühlen und jede:r zweite Arbeitnehmer:in glaubt, von Burnout bedroht zu sein (Quelle). Vielleicht doch ein Zeichen dafür, dass unser (Arbeits-)Umfeld schuld daran ist, dass wir uns ständig getrieben fühlen?


Stress äußert sich sehr unterschiedlich bei Menschen. Anzeichen können sein: innere Unruhe, Getriebenheit, keine Geduld, schnelles oder oberflächliches Atmen, Überengagement aus dem Gefühl heraus, dass "ohne mich nichts geht", Ein-/Durchschlafstörungen, chronische Müdigkeit, Unzufriedenheit, unregelmäßiges Essen, weniger Bewegung als gewünscht, sexuelle Funktionsstörungen, gesteigerter Appetit oder Appetitlosigkeit, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen... uvm.

Ich denke, jede:r von uns kennt mindestens drei der Symptome.


Wie können wir dem Stress aktiv entgegenwirken - ohne uns noch mehr zu stressen? Denn mal ehrlich: ich schaffe es nicht, noch eine Stunde früher aufzustehen um Joggen zu gehen bevor meine Tochter aufwacht und Abends eine Stunde länger wach zu bleiben, um zu meditieren. Und wann bitte soll ich die acht Stunden schlafen und dann auch noch meinen Appetit zügeln und gesund essen. Ich glaube fest daran, dass wir mit Selbstfürsorge die Dinge anders machen können - ohne noch mehr Dinge zu machen.


Wir Menschen sind bio-psycho-soziale Wesen


Zuerst muss man aus meiner Sicht verstehen, dass der Mensch sowohl biologisch, psychologisch als auch sozial Bedürfnisse hat. Geraten diese Bedürfnisse in den Hintergrund oder werden gar verletzt, ist unser Organismus gestresst. Evolutionsbedingt ist diese Stressreaktion gut und wichtig. Der Körper stellt Energie bereit, um eine Reaktion zu ermöglichen, die sich als überlebenssichernd bewährt haben. Wir haben eine erhöhte Aufmerksamkeit, sind fokussiert und stellen andere energieverbrauchende Körperprozesse zurück. Stress ist auch für sich gesehen nicht negativ, aber das ist heute nicht unser Thema.


Ein paar Beispiele, damit deutlicher wird, was ich damit meine:

  • Wir sind biologische Wesen Stellen wir uns vor, Sie arbeiten auf Grund der Corona-Homeoffice-Situation mehrere Monate am Küchentisch und bekommen davon Rückenschmerzen. Diese Schmerzen werden immer schlimmer, Ihr biologisches Gleichgewicht gerät in Schieflage. Die Schmerzen lösen Stress aus, das ist eine biologische Reaktion Ihres Körpers - verschiedene Hormone werden ausgeschüttet. Sie haben nun die Möglichkeit, für sich selbst zu sorgen und etwas gegen die Schmerzen zu tun, etwas an der Situation zu verändern.

  • Wir sind soziale Wesen Hier wird es schon komplexer. Wenn wir uns als soziale Wesen betrachten finde ich das SCARF-Modell von David Rock sehr spannend. SCARF ist ein Akronym steht für Status / Certainty (Sicherheit) / Autonomy / Relatedness (Zusammengehörigkeit) / Fairness. Wird einer dieser Faktoren als verändert empfunden, hat dies eine automatische Reaktion bei Menschen zur Folge. Das bedeutet z.B. dass es uns sehr stresst, wenn wir unseren Gruppenstatus in Gefahr sehen. War es früher z.B. ein Status-Zeichen in meinem Team, dass man vor dem offiziellen Meeting mit dem Chef vor der Tür im Vieraugen-Gespräch etwas austauscht, so fallen solche Zeichen in Zeiten von Homeoffice weg. Oder noch schlimmer: wenn wir nun in eine Phase kommen, in der manche Mitarbeitende vor Ort arbeiten und manche von zu Hause, wird es noch mehr solcher automatischen Reaktionen geben, sobald wir unbewusst unseren Status in Gefahr sehen. Wissen wir jedoch nicht, dass wir als Menschen evolutionsbedingt diese Bedürfnisse und diese Reaktionsmuster haben, können wir auch nicht gut für uns sorgen und unsere Bedürfnisse verbalisieren.

  • Wir sind psychologische Wesen Jeder von uns hat Emotionen und Gefühle. Wie diese bei jedem einzelnen Menschen ausgelöst werden, hat sich durch neuronale Verbindungen in unserem Gehirn seit frühester Kindheit aufgebaut. Das bedeutet aber auch, dass es ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Emotionen gibt und psychologisch gesehen etwas einen Menschen in Stress versetzen kann, was einen anderen Menschen nicht tangiert. Vor allem in der Führungsarbeit und in der Zusammenarbeit in Teams ist es sehr wichtig, dies anzuerkennen. Denn nur wenn wir die Emotionen und Bedürfnisse der Kolleg:innen kennen und uns darüber offen austauschen, können wir damit umgehen. Ein Beispiel ist die Antwort auf die Frage "Was brauche ich, um mich und meine Leistung im Homeoffice gesehen zu fühlen?" - Der eine braucht täglichen Response auf die eigenen Arbeitsergebnisse, die andere fühlt sich mit einem telefonischen Wochen-Checkout gut versorgt. Aber auch hier bedeutet es: weiß ich, was ich brauche und kommuniziere ich es den Menschen in meinem Umfeld? Woher sonst sollten diese wissen, wie ich "ticke".

Kenne Dich selbst und rede darüber!


Um über all diese Bedürfnisse sprechen zu können und gut für sich selbst zu sorgen, ist also der erste Schritt, sich selbst auseinandersetzen. Sich selbst kennenzulernen. Ohne Veränderungsdruck hinzusehen: was brauche ICH denn eigentlich, um mich gut zu fühlen?

Teilweise kommen einige Fehl-Interpretationen von dem was wir glauben zu brauchen oder zu müssen aus unserer Erziehung. "Eigenlob stink" oder "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" waren z.B. Leitsätze, die mich persönlich sehr stark geprägt haben. Lege ich diese Glaubenssätze beiseite, kann ich z.B. Vergnügen und Arbeit viel besser zusammenbringen. Ich kann dafür sorgen, gelobt zu werden, indem ich meine Leistungen nicht klein rede, sondern als Aushängeschild vor mir her trage.


Im nächsten Beitrag wird es um das Fokusthema Resilienz gehen!


Und noch ein Veranstaltungstipp in eigener Sache: Am 29. Juli biete ich passend zum Thema zusammen mit Yvonne Frei das Training "Gesund und erfolgreich führen - Erhalten Sie im virtuellen Raum die Bindung zu Ihrem Team und verlieren Sie dabei nicht sich selbst!"

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