Menschen sind Individuen - und vor allem reagieren sie individuell auf in Stresssituationen! Besonders in Veränderungsprozessen erlebt man sehr unterschiedliche emotionale Reaktionen.
Diese emotionalen Reaktionen sind allerdings oft nicht gut nachvollziehbar - zumindest habe ich mich damit immer schwer getan, obwohl ich mich für sehr empathisch halte. Aber Emotionen spüren und wahrnehmen heißt eben noch nicht, sie zu verstehen und auffangen zu können. Und hier meine ich sowohl die eigenen Emotionen, als auch die Emotionen der anderen. Ein Modell finde ich in diesem Zusammenhang sehr hilfreich: das SCARF-Modell. Mich unterstützt es dabei, Emotionen besser zu verstehen, einzuordnen und darauf reagieren zu können.
SCARF ist ein Akronym und steht für Status / Certainty / Autonomy / Relatedness / Fairness. Es stammt von Dr. David Rock, der zusammen mit anderen Neurowissenschaftlern und Führungsexperten Theorien der Wissenschaft auf die Führungsarbeit überträgt. Nach seinen Erkenntnissen sehen Menschen bei Veränderungen oftmals einen oder mehrere der genannten Bereiche (Status, Certainty, Autonomy, Relatedness oder Fairness) in Gefahr.
Ein Beispiel, um das Modell etwas greifbarer zu machen:
Stellt Euch vor, in Eurem Unternehmen läuft ein DeskSharing-Projekt. Die Erstkommunikation hat grade stattgefunden und nun kommen die ersten Befürchtungen auf.
Ich selbst denke „Wenn nicht jede:r einen Arbeitsplatz hat, muss ich mich immer vorher absprechen, ob ich ins Büro kommen kann oder nicht! Das ist total unflexibel!“. Wirft man einen Blick auf das Modell, wird schnell klar, dass ich meine Autonomie in Gefahr sehe. Nun kann ich überlegen, wie ich trotzdem die Autonomie erhalten kann oder in welchen anderen Arbeits-Bereichen meine Autonomie vorhanden bleibt und dann entscheiden, wie ich reagiere.
Mein Kollege könnte zum Beispiel mit dem Satz „Jetzt bin ich meiner Firma nicht einmal noch einen eigenen Schreibtisch wert“ reagieren. Hier könnte man ableiten, dass er sich in seinem Status bedroht fühlt. Das bedeutet, man kann sich als Führungskraft darum bemühen, dieser Personen auf andere Weise zu vermitteln, dass ihr Status nicht in Gefahr ist und wie wichtig er für das Unternehmen ist.
Mehr Ausführungen zum SCARF-Modell gibt Dr. David Rock selbst auch in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=rh5Egsa-bg4&t=5s
Mein Transformation-Hack #17 lautet deshalb "Schau hinter die Fassade". Es lohnt sich, zu überlegen, welchen der Bereiche man "in Gefahr" sieht und somit sehr viel besser auf sich selbst und/oder andere eingehen zu können! Vielleicht kann das Modell ja auch eine Hilfestellung in der Weihnachtszeit sein. Grade in Stresssituationen (Ja, für viele ist Weihnachten Stress) gibt es viele Missverständnisse. Viel Freude beim innehalten und reflektieren, woher Emotionen und Reaktionen kommen! :)
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