Hinfallen tut weh. Manchmal kommt man mit dem Schrecken davon, manchmal behält man die Wunde am Knie ein Leben lang. Als Mama neige ich dazu, meine kleine Tochter vor dem hinfallen bewahren zu wollen, es könnte ja noch viel mehr passieren, als nur ein aufgeschürftes Knie... und dann denke ich an eine ehemalige Kollegin, die mal zu mir gesagt hat "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut!" ... Die Situation, als sie das zu mir sagte, werde ich nie vergessen, denn ich wollte ja nur helfen. Es hat mich tief getroffen und schockiert, dass ich durch meine guten Absichten alles nur noch verschlimmert hatte. Und wie so oft, wenn mich etwas tief trifft, war genau dies eine Situation in der ich wirklich viel gelernt habe.
Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen zu sagen, die Kollegin ist undankbar. Aber nur wenn wir lernen, solches Feedback anzunehmen und zu reflektieren, was passiert ist und warum, können wir daraus lernen. Für mich war das eine der Situationen in denen ich gelernt habe, die Dinge in einen systemischen Kontext zu setzen. Es kommt nicht nur auf eine Person an, wie sich meine Handlungen und Worte auswirken, sondern auch darauf, in welchem Umfeld diese Person unterwegs ist.
In einem System - sei es eine Familie, ein Team, eine Partnerschaft, eine Kooperation - hängt es immer von vielen verschiedenen Blickwinkeln ab, wie sich Handlungen auswirken. Von Kurt Lewin stammt die passende Mathematische Rekonstruktion dazu: V = f (P, U) - Das bedeutet genau das oben beschriebene, nämlich Verhalten ist die Funktion aus Person und Umwelt (mehr dazu). Das ist auch der Grund dafür, weshalb es in Transformationsprozessen aus meiner Sicht immer auch um die Unternehmenskultur gehen muss.
Aber zurück zu den Lernchancen. :) Es gibt so viele davon! Täglich! Stündlich! Wir müssen sie nur als solche erkennen und annehmen. Dies gelingt am besten, durch Reflexion. Selbstreflexion ist nach meiner Erfahrung sehr schwierig, ich tat mich jedenfalls Anfangs schwer damit. Durch üben in Teamreflexionen (oder Retrospektiven) geht dieser Rückblick und das Lernen jedoch irgendwann in die eigene DNA über. Allerdings nur - und das ist das große ABER - wenn die Reflexionen nicht als Fingerpointing oder Positionierungs-Meetings für Selbstdarsteller genutzt werden, sondern alle ernsthaft daran interessiert sind, sich weiterzuentwickeln und zu lernen.
Der TRANSFORMATION HACK FOR REAL LEADERS #15: Erkenne und nutze Deine Lernchancen. Das bedeutet in der Praxis: nimm Dir regelmäßig Zeit, um zu Reflektieren und LessonsLearned davon abzuleiten. Tust Du Dich Anfangs schwer mit Selbstreflexion, mach es in der Gruppe / im Team.
Und heute noch zwei Blog-Lesetipps zum Thema:
Dr. Astrid Dobmeier beleuchtet das Thema Selbstreflexion auf DeSelfie.de
Emily Abold teilt auf mydigitalsurfari.de ihre Lernreise durch die digitale Transformation
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